Gewalt und Kriminalität in Zeiten von Corona
Die aktuelle Situation wirkt sich auch auf die Kriminalitätslage aus, so wurden in einigen Deliktsfeldern Änderungen beobachtet.
Ein Anstieg ist vor allem im Bereich der Cyber-Kriminalität (Internetkriminalität) auszumachen, zumeist handelt es sich dabei um Betrugsversuche, bei der Kriminelle versuchen, die aktuelle Situation auszunutzen, um sich unrechtmäßig zu bereichern.
Betrugsversuche finden aber nicht nur online statt, sondern treten auch vermehrt an der Haustür oder per Telefon auf.
Ein weiteres wichtiges Feld ist häusliche Gewalt (oder Gewalt im sozialen Nahraum).
Sie finden nachfolgend zu den zuvor genannten Themen weitere Informationen, Empfehlungen und Hilfsangebote.
Übersicht
Internetkriminalität
Mangels sozialer Kontaktmöglichkeiten steigt die Nutzungsdauer des Internets, wodurch auch eine Zunahme von Cyberkriminalität wahrscheinlich ist. Diese tritt in verschiedenen Formen auf:
Online-Betrug
- Dies umfasst zum einen das Anbieten von knappen Produkten wie Atemschutzmasken und Desinfektionsmitteln in sog. Fake-Shops, also auf gefälschten Verkaufsplattformen und in Online-Kleinanzeigen. Meist zu überteuerten Preisen oder auch ungewöhnlich günstig, verbunden mit der Forderung, das Geld im Voraus zu überweisen. Die bestellte Ware kommt jedoch nie beim Kunden an.
- Zudem besteht die Gefahr des sog. Phishings, also der Beschaffung persönlicher Daten anderer Personen (z. B. Passwörter, Kreditkartennummern o.ä.), mit Hilfe gefälschter E-Mails oder Webseiten. So gibt es beispielsweise eine Fake-Seite, die mit Corona-Soforthilfe wirbt – tatsächlich werden lediglich Ihre Daten abgegriffen. Auch eine sog. „Corona-Karte“, die angeblich in Echtzeit angeben soll, wo Corona-Infektionen registriert worden sind, stellt sich als Deckmantel einer Schadsoftware, die Passwörter und Zugangsdaten des PCs ausliest, heraus. Im Umlauf befinden sich zudem E-Mails mit angeblichen Spendenaufrufen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) oder anderer Behörden und Institutionen. Es kursieren Phishing-E-Mails, die angeblich von der Bundesagentur für Arbeit stammen und vermeintlich Hilfe bei der Beantragung von Kurzarbeitergeld versprechen oder die Sie auffordern, ein Formular mit Firmeninformationen und Kontodaten auszufüllen. Die beantragten Gelder versuchen die Täter, mit ihren Unternehmensdaten, auf eigene Konten umzuleiten.
Empfehlungen
- Seien Sie besonders misstrauisch, wenn Sie unaufgefordert von den genannten vermeintlichen Akteuren kontaktiert werden. Auch wenn es sich um vermeintlich offizielle Stellen handelt, geben Sie keine sensiblen Informationen preis.
- Öffnen Sie keine Dateien, Anhänge oder Links von unbekannten Adressaten. Seien Sie auch skeptisch, wenn es sich um Anhänge in E-Mails von scheinbar offiziellen Stellen handelt. Anträge auf Soforthilfe beispielsweise werden nicht unaufgefordert versendet, diese sollten ausschließlich über die Internetseiten von offiziellen Landesstellen gestellt werden.
- Vergewissern Sie sich, mit wem Sie es zu tun haben. Überprüfen Sie die Adressleiste in Ihrem Browser. Bei geringsten Abweichungen sollten Sie stutzig werden.
- Achten Sie bei Internetseiten grundsätzlich auf das Impressum und die Datenschutzerklärung. Die Impressumspflicht ist die Pflicht, in Druckerzeugnissen und in Online-Veröffentlichungen ein Impressum zu führen. In dieser Anbieterkennzeichnung werden zum Beispiel Verlag und die Redaktion genannt. Bei Fake-Seiten fehlen diese Angaben oder es werden Adressen im Ausland angegeben.
- Gehen Sie mit Zahlungen NIE in Vorkasse, sondern nutzen Sie seriöse Bezahldienste oder kaufen Sie auf Rechnung.
- Die Seite des BSI liefert weitere nützliche Tipps und Empfehlungen zur Sicherheit im Internet (bsi.bund.de).
- Das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) gibt Warnungen vor unseriösen Organisationen und Spendensammlern heraus (https://www.dzi.de/).
Cybermobbing und Cybergrooming
Auch für Minderjährige birgt die verstärkte Nutzung des Internets und digitaler Kommunikation gewisse Risiken. Insbesondere Cybermobbing und das Cybergrooming sind hier zu nennen. Unter Cybergrooming versteht man die Versuche erwachsener Personen über Chatgespräche, den Austausch von Bildern oder per Videochat in sexuelle Interaktion mit Minderjährigen zu treten. Diese Risiken werden durch die gegebenenfalls vorhandene Bereitschaft, in Zeiten fehlender direkter sozialer Kontakte, mehr persönliche Informationen über digitale Wege mitzuteilen, erhöht. Auch Minderjährige sollten dementsprechend dafür sensibilisiert werden, keine persönlichen Informationen über das Internet weiterzugeben.
Grundsätzliche Empfehlungen
- Melden Sie verdächtige Vorfälle Ihrer nächstgelegenen Polizeidienststelle: 06033/7043-0
- Sie haben auch die Möglichkeit online eine Anzeige zu erstatten: Onlinewache
- Bei akuter Bedrohung rufen Sie die Polizei unter 110.
Betrug
Hierbei sind die Maschen der Täter vielfältig. Zielgruppe sind bei allen Varianten insbesondere ältere Menschen. Die Täter geben sich beispielsweise aus als:
- Falsche Polizisten
- Falsche Enkel
- Falsche Mitarbeitende des Gesundheitsamtes
- Falsche Mitarbeitende eines Telekommunikationsdienstleisters oder von Microsoft
- Falsche Mitarbeitende der Landesbank
- Falsche Nachhilfelehrer
So behaupten die Täter etwa
- als angeblich mit dem Corona-Virus infizierte Angehörige finanzielle Unterstützung zu benötigen.
- Corona-Tests zu einem bestimmten Preis durchzuführen.
- aufgrund einer angeblichen Überlastung des Netzes Ihren Router austauschen oder neue Leitungen legen zu müssen.
- eine Fernwartung auf Ihrem Computer installieren zu müssen.
- Sie hätten Geld gewonnen, welches jedoch transportiert werden müsse – die Transportkosten werden dann bspw. in Form von Guthaben-Karten o.ä. gefordert, da eine persönliche Übergabe von Bargeld aufgrund der aktuellen Situation nicht möglich sei.
- dass Ihr TAN-Generator überprüft werden müsse und Sie dem angeblichen Bankmitarbeiter einen darauf erscheinenden Code nennen sollen.
Mit einigen dieser Vorwände versuchen die Täter in die Wohnung der Betroffenen zu gelangen.
Empfehlungen
Es ist zunächst wichtig zu wissen, dass – derzeit – keine flächendeckenden Tests in Deutschland durchgeführt werden. Ein Corona-Test muss angefordert werden und die daraufhin erscheinenden Tester können sich auch immer ausweisen. Zudem entstehen keine Kosten, wenn der Test ärztlich angeordnet ist.
- Werden Sie telefonisch dazu aufgefordert, kostenpflichtige Tests durchzuführen, legen Sie auf.
- Dies gilt generell bei lästigen Anrufern, die Ihnen Angst machen wollen oder Ihnen angebliche Gewinne am Telefon versprechen.
- Lassen Sie sich zudem nicht dazu verleiten, den Namen des Anrufenden (als angeblichem Angehörigen) zu erraten.
- Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse (inkl. Zugangsdaten zu Ihrem Online-Banking) sollten Sie NIE am Telefon preisgeben. Weder Ihre Bank noch die Polizei wird sie telefonisch dazu auffordern, Codes und sensible Informationen am Telefon preiszugeben oder Ihr Vermögen an einen anderen Ort zu verbringen.
- Gewähren Sie Fremden (bspw. angeblichen Microsoft-Mitarbeitern) keinen Fernzugriff auf Ihren Computer.
- Lassen Sie keine fremden Personen in Ihre Wohnung.
Häusliche Gewalt
Auf den Internetseiten der Polizei-Beratung finden sich zu diesem Thema viele Informationen:
Polizei-Beratung: Häusliche Gewalt
Innerhalb des Medienangebots finden Sie weitere Handreichungen und Broschüren zu diesem und anderen Themen: Medienangebot der Polizei-Beratung
Der Wetteraukreis bietet ebenfalls eine Broschüre zum Thema Häusliche Gewalt mit vielen Informationen und lokalen Hilfsangeboten an: Häusliche Gewalt im Wetteraukreis
Grundsätzliche Empfehlungen
- Melden Sie verdächtige Vorfälle Ihrer nächstgelegenen Polizeidienststelle: 06033/7043-0
- Sie haben auch die Möglichkeit online Anzeige zu erstatten: Onlinewache
- Bei akuter Bedrohung rufen Sie die Polizei unter 110.
Weitere Beratungsstellen
Sie haben Sorgen oder Ängste? In Krisenzeiten spitzen sich soziale Konflikte manchmal zu – damit sind Sie nicht alleine! Im Folgenden finden Sie wichtige Telefonnummern:
Telefonseelsorge
- 0800 111 0111
- 0800 111 0222
Hilfetelefon – häusliche Gewalt
- 0800 116 016
- Beratung in vielen Sprachen möglich
Nummer gegen Kummer – Kinder- und Jugendtelefon
- 116 111
Nummer gegen Kummer – Elterntelefon
- 0800 110 550
Mit freundlicher Unterstützung der Universität Gießen im Zusammenhang mit dem Projekt AKTIO
Frau Prof. Dr. Britta Bannenberg
Professur für Kriminologie
Licher Str. 64
35394 Gießen
Tel.: 0641-99215-70
Sekretariat: 0641-99215-71