So steht es zu lesen auf einem besonderen Objekt des Museums der Stadt Butzbach, das in diesen Tagen seine ganz besondere Bedeutung zeigt.
Es handelt sich um eine 127 Jahre alte Wahlurne, die sich in der Dauerausstellung befindet und an die Bedeutung des Wahlrechtes erinnert.
Die Urne ist schmuckvoll gestaltet. Die Seitenflächen zieren aufgemalte steinerne Torbögen. In diesen Bögen befinden sich je nach Seite unterschiedliche Darstellungen: Auf der Stirnseite der Urne ist das Wappen der Stadt Butzbach abgebildet, die linke Seite zeigt den hessischen Löwen, die rechte den deutschen Reichsadler. Rückseite und Deckel sind beschriftet. Auf dem Deckel ist folgendes zu lesen:
Die Wahl ist eine Qual jedoch die vornehmste Pflicht des freien Staatsbürgers. Erst erwägen, dann wählen. Wähle nicht zum Nutzen eines Einzelnen, sondern der Allgemeinheit. |

Die Rückseite informiert über den ersten Gebrauch der Urne. Dort steht:
Dieser Stimmkasten wurde bei der Reichstagswahl am 16.6.1898 zum ersten mal benutzt. Großherzogliche Bürgermeisterei, Joutz |
Die auf der hölzernen Urne angebrachten Eisenbeschläge sind mit den damaligen Reichsfarben schwarz-weiß-rot versehen. Die sorgsame Gestaltung vermittelt allerdings einen Umgang mit dem Mobiliar für politische Beteiligung, der sich von dem aktuellen deutlich unterscheidet. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jhs. platzieren Bürgerinnen und Bürger ihren Wahlzettel in einer umfunktionierten Mülltonne (natürlich ein funktional bedingter Umstand).
Obwohl fast 127 Jahre alt, ist der Aufruf auf dem Deckel heute so aktuell wie damals. Allein der abschließende Satz scheint etwas in den Hintergrund getreten zu sein.
Die auf der Rückseite genannte Wahl zum 10. Reichstag des deutschen Kaiserreichs mobilisierte damals fast 70 % der wahlberechtigten Bürger. Nach Stimmen stärkste Partei war die SPD. Durch die Einteilung der Wahlkreise wurde die Zentrumspartei aber stärkste Kraft. Damals wie heute war die Zahl kleinerer Parteien hoch, eine Entwicklung, die sich nach dem Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik weiter verschärfte.
Die Wahlurne ist in der Industriehalle des Museums ausgestellt. Dieser Ort ist passend gewählt, denn die Halle fungiert auch als Veranstaltungsraum und ist somit auch immer wieder ein Ort gesellschaftspolitischer Diskussionen – auch im Zuge des Demokratikums.

Fotos: Museum Butzbach