Die Bürgermeister von Riedstadt und Butzbach sprachen über „Büchner, Weidig und die Demokratie“
Es gibt viele kreative Ansätze in der Büchnerstadt Riedstadt und der Friedrich-Ludwig-Weidig-Stadt Butzbach, das Erbe der beiden Kämpfer des Vormärz für soziale und demokratische Verhältnisse weiterzuführen. Dabei kooperieren die beiden Städte auch und inspirieren sich gegenseitig. Das ist das Ergebnis eines Podiumsgesprächs, das der Butzbacher Bürgermeister Michael Merle und Riedstadts Bürgermeister Marcus Kretschmann am vorletzten Tag des Büchnerland-Festivals in der Büchnerscheune führten. Unter dem Titel „Büchner, Weidig und die Demokratie“ stellten sie gegenwärtige und zukünftige Projekte vor. Moderiert wurde das Gespräch von Riedstadts Pressesprecherin Anke Mosch.
Der Theologe und Schulrektor Friedrich Ludwig Weidig hatte Butzbach zu einem Zentrum der liberalen und republikanischen Opposition im Großherzogtum Hessen gemacht. Er überarbeitete Georg Büchners Entwurf einer Flugschrift und ließ sie unter dem Titel „Der Hessische Landbote“ drucken. Die Verschwörung flog bekanntlich auf. Büchner floh und starb mit gerade mal 23 Jahren völlig überarbeitet am 19. Februar 1837 in Zürich. Weidig überlebte ihn nur um vier Tage. Nach knapp zwei Jahren unmenschlicher Untersuchungshaft mit Folterungen, Schikanen und zermürbenden Verhören kam er unter dubiosen Umständen im Darmstädter Arresthaus zu Tode.
Im Sinne Büchners und Weidigs ist für beide Bürgermeister das Einstehen für ein soziales und demokratisches Miteinander von zentraler Bedeutung, mit einem besonderen Augenmerk auf die Förderung demokratischer Strukturen bei der Jugend.
Butzbach hat das Weidig-Museum und die Stadttour „Auf den Spuren Weidigs“, Riedstadt das Büchnerhaus sowie die BüchnerBühne, seit 2021 vereint im Trägerverein BüchnerFindetStatt.
Doch in beiden Städten geschieht noch viel mehr. „Ich vergleiche unser Rathaus gerne mit einer Litfaßsäule“, erklärte Bürgermeister Kretschmann und verwies auf Banner wie „Riedstadt ist bunt. Für Demokratie. Gegen Extremismus“ oder „Stopp den Krieg Putin“, die weithin sichtbar an der Riedstädter Verwaltungszentrale hängen. In diesem Zusammenhang stünden Solidaritätsaktionen wie die Lichterkette für Zusammenhalt während der Pandemie sowie das Aktionsbündnis gegen Faschismus und für Demokratie, Vielfalt und Menschenrechte, das sich in enger Zusammenarbeit von Stadt und BüchnerFindetStatt gebildet habe. Zum Tag des Grundgesetzes habe das Bündnis jüngst die Plakataktion mit Grundrechtsartikeln organisiert.
Bürgermeister Merle stellte das Butzbacher „Demokratikum“ vor, entstanden 2023 mit Fördermitteln des Landes Hessen über das Programm „Zukunft Innenstadt“. Das „Reallabor Demokratikum“ will das Thema Demokratie an ungewöhnlichen Orten in der Innenstadt erlebbar machen; auch die BüchnerBühne hatte in diesem Zusammenhang bereits Auftritte in Butzbach, weitere sind geplant. Langfristiges Ziel sei ein dauerhaftes, festes Demokratikum in Butzbach, so Merle.
Zum Demokratikum gehört das mobile Lernlabor „Kinderrechte und Demokratie“, das für die Arbeit vor Ort in Schulen, Gruppen oder auf Veranstaltungen eingesetzt werden kann. Die vier Stationen des Lernlabors waren auch im Hof des Büchnerhauses aufgebaut und konnten von den Gästen getestet werden. Im Gegenzug stellte Riedstadt den „Museumslauscher“ vor, ein Audioguide für Kinder und Jugendliche, den Neuntklässler der Martin-Niemöller-Schule im Rahmen eines Projekts von hr2-kultur/Literaturland Hessen und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen erstellt haben.
Zwei Projekte, die beide Bürgermeister inspirierend fanden und sich auch in der jeweils anderen Stadt vorstellen können. Denn Demokratieförderung kann gar nicht früh genug anfangen, waren sich die beiden Verwaltungschefs einig.
Bericht: Pressebüro Stadtverwaltung Riedstadt