Die Stadt Butzbach erinnerte am 23. Februar 2023 auf eindrucksvolle Weise an ihren berühmtesten Bürger: Friedrich Ludwig Weidig. Der Butzbacher Freiheitskämpfer ließ am 23. Februar 1837 im Kerker in Darmstadt sein Leben.
Demokratie geht uns alle an. Das Bewusstsein dafür zu schärfen und aktuelle Fragen ebenso zu behandeln wie Demokratiegeschichte zu vermitteln, ist ein Anliegen, das über das ganze Jahr 2023 hindurch in Butzbach Priorität haben wird. Am vergangenen Donnerstag fand im Museum der Stadt die Auftaktveranstaltung zum „Reallabor Demokratikum“ großen Anklang.
Nach Begrüßung und einleitenden Worten durch Bürgermeister Michael Merle und Museumsleiterin Dr. Maya Großmann gab Peter Brunner, Leiter des Büchner Hauses in Riedstadt, einen Einblick in die Entstehungszeit des hessischen Landboten, jener revolutionären Schrift, die mit den Namen Büchner und Weidig eng verknüpft ist. Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig, zwei, die im Grunde das gleiche wollten, der Ausführung aber kontrovers gegenüber standen, verfassten erschreckend aktuelle Texte, wie Brunner feststellte.
Christian Suhr, Leiter der BüchnerBühne, sowie Dimitri Eliseev schlossen mit einer szenischen Lesung aus dem Theaterstück „Wenn es Rosen sind, werden sie blühen“ an. Hier ringen Weidig und Büchner um Form und Inhalt dieser ersten Flugschrift. Suhr und Eliseev gelang es mit einem einprägsamen Dialog, die unterschiedlichen Charaktere von Weidig und Büchner zu vermitteln, ebenso wie das Ringen der beiden um den richtigen revolutionären Weg. Die BüchnerBühne wurde 2009 in Riedstadt gegründet und widmet sich in ihrem variationsreichen Programm schwerpunktmäßig sowohl den Schriften als auch dem Mensch Georg Büchners.
Stadtführerin Dagmar Storck präsentierte anschließend unter dem Titel „Ewig Dein Fritz – F. L. Weidig – Briefe und Gedichte aus der Haft“ einen abwechslungsreichen und passend bebilderten Vortrag. Neben dem mutigen, politischen Kämpfer zeichnete sie auch ein Bild des fürsorglichen, liebevollen Familienmenschen und Poeten Weidig. Ihr Vortrag wurde von musikalischen Beiträgen des Duos EigenArt aus Nidderau aufgelockert. Kirsten Ludanek und Helmut Brück spielten auf historischen Instrumenten Kampf-, Hunger- und Sehnsuchtslieder, unter anderem das in Butzbach entstandene und landesweit verbreitete Spottlied auf den Hessischen Staatsminister Du Thil, den größten Widersacher Weidigs und seiner Mitstreiter. Bei dem auch heute noch bekannten und beliebten Lied „Die Gedanken sind frei“ stimmten die rund 100 Zuschauer nach der Aufforderung zum Mitsingen begeistert ein.
Suhr und Eliseev gaben abschließend eine hitzige Diskussion zwischen Büchner und Weidig zum Besten, dessen Todestag sich am 23. Februar zum 186. Mal jährte. Dabei wurde deutlich, dass beide durchaus verschiedene Wege gehen wollten, was sie schließlich auch taten. Die Szene gab dem Publikum die Möglichkeit, sich selbst ein Bild darüber zu machen, ohne einen der beiden Protagonisten hervorzuheben.
Nach dem offiziellen Teil des Abends entstanden zahlreiche Diskussionen unter den Zuschauern, die zeigen, dass Demokratie Raum und Aufmerksamkeit benötigt, damals wie heute. Das „Reallabor Demokratikum“ ermöglicht beides und macht das Thema Demokratie in der Innenstadt mit verschiedensten Veranstaltungsformaten das ganze Jahr hindurch für alle erlebbar. Protagonisten wie Publikum waren sich einig, dass der abwechslungsreiche Abend ein gelungener Auftakt dafür war.
Weitere Informationen: www.demokratikum.de
Das Land Hessen fördert das „Demokratikum“ in Butzbach
Das Land Hessen fördert im Jahr 2023 ein „Demokratikum“ in Butzbach über das Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“. Das „Reallabor Demokratikum“ macht das Thema Demokratie in der Innenstadt für alle erlebbar. Demokratiegeschichte rund um Friedrich Ludwig Weidig, aktuelle Fragen zur Demokratie aber auch demokratische Prinzipien in der Stadtentwicklung werden aufgegriffen und in verschiedenen Angeboten durch das gesamte Jahr des Butzbacher Stadtjubiläums sichtbar gemacht. Das Reallabor ist ein erster Schritt auf dem Weg ein dauerhaftes, festes Demokratikum in Butzbach zu entwickeln. Es fügt sich in die 1250-Jahr-Feier der Stadt Butzbach ein.