13.02.2023

Deutsch lernen und Alphabetisierung für zugewanderte Menschen im Degerfeld

Angebot der Gemeinwesenarbeit im Degerfeld erweitert

Die Gemeinwesenarbeit im Degerfeld hat kürzlich ein niedrigschwelliges Sprachlernangebot im Treffpunkt Degerfeld gestartet. Rund 20 Menschen aus dem Quartier nehmen daran teil. Von der jungen alleinerziehenden Mutter aus Eritrea bis zur Seniorin aus Italien lernen alle nun gemeinsam Grundlagen der deutschen Sprache auf ganz alltagspraktische Weise.

Zur zweiten Unterrichtsstunde hatte die erfahrene Gruppenleiterin Dr. Ina Weiß verschiedenes Anschauungsmaterial aus dem Erste-Hilfe Kasten und Medikamentenverpackungen mitgebracht. Unter anderem wurden Rollengespräche beim Arzt geübt, so dass die zugewanderten Menschen befähigt werden, ihre Probleme in solch einer alltagsorientieren Situation zu verbalisieren.

In einer herzlichen Gruppenstimmung verdeutlichte die italienische Seniorin mit Händen und Füßen fröhlich, dass sie sich 25 Jahre um Kinder und Enkel gekümmert hat und nun als 75-jährige wieder „zur Schule geht“. Sie machen gemeinsam Scherze, üben sich im Sprechen und Schreiben auf Deutsch. Das fällt nicht jedem leicht. Viele der Teilnehmenden haben Schwierigkeiten mit dem Schreiben und dem Alphabet. Die Gründe sind vielfältig. Einige durften in ihren Heimatländern – etwa als Frau in Afghanistan – nie eine Schule besuchen. Geflohene haben oftmals mit ihrer Muttersprache andere Schriftzeichen gelernt und können lateinische Alphabet nicht lesen. Dies wurde zu Beginn des Lernangebots festgestellt, so dass das offene Gruppenangebot nun bedarfsgerecht erweitert wird: Angehängt an das Deutschlernangebot (freitags 9:00-11:00 Uhr) wird nun eine Zusatzstunde in der Zeit von 11:00-12:00 Uhr durchgeführt. Hier haben sie noch einmal Zeit und Raum, Buchstaben zu üben.

Das Angebot der Gemeinwesenarbeit ist offen und ganz an den Bedarfen der Menschen und ihrer Lebenssituation orientiert. Alltagskommunikation steht im Fokus und die Menschen befähigen, sich in üblichen Gesprächen und Alltagssituationen zurecht zu finden und kompetent zu agieren. Wie kann ich im Supermarkt äußern, was ich suche? Was möchte mir die Lehrerin in der Schule oder Erzieherin im Kindergarten zu meinem Kind im Gespräch mitteilen? Wie muss ich mich ausdrücken, wenn ich beim Arzt meine Beschwerden äußern will? Wie kann ich bei der Bank oder Post meine Anliegen vorbringen?

Eine afghanische Familienmutter ist froh darüber, dass es dieses Angebot gibt und sie als Frau in Deutschland die Möglichkeit hat zu lernen. Sie ist immer die erste, die schon im Unterrichtsraum sitzt. Dabei kamen in Gesprächen mit der Mitarbeiterin der Gemeinwesenarbeit Carolin Wirtgen weitere Wünsche und Visionen auf: Sie wolle gerne Fahrrad fahren lernen. Auch dies ist Frauen in Afghanistan verwehrt geblieben, wie so vieles an Teilhabe am täglichen Leben. Die Gemeinwesenarbeit versucht nun auch, an der Vision dieser Frauen mitzuwirken.

Die Gemeinwesenarbeit möchte die Teilhabe von allen Menschen im Quartier fördern. Diese Hilfe zur Selbsthilfe und Selbstermächtigung wird mit diesem Unterstützungsangebot gefördert. Interessierte sind herzlich eingeladen, in das offene und kostenlose Angebot zu kommen. Dies findet jeden Freitag im Treffpunkt Degerfeld statt. Für Rückfragen steht Ihnen Frau Carolin Wirtgen zur Verfügung, Treffpunkt Degerfeld, John-F.-Kennedy Straße 63, mobil: 0151-51425232, E-Mail: carolin.wirtgen@stadt-butzbach.de. Die Gemeinwesenarbeit wird gefördert aus Mitteln der Stadt Butzbach und aus Fördermitteln des Hessischen Sozialministeriums.