16.04.2020

„Ich möchte Deutschland etwas zurückgeben!“

„Ich möchte helfen. Ich stehe bereit. Sagt mir, wo Hilfe gebraucht wird und ich helfe“, sagt Amjd Alsheble. 2015 hat Deutschland viele Geflüchtete aufgenommen und Hilfe geboten. Amjd Alsheble und seine Familie gehörten auch dazu. Der Familienvater aus Syrien ist 2016 nach Butzbach gekommen und lebt seitdem in einer kommunalen Unterkunft für Geflüchtete der Stadt Butzbach.

Bevor er vor den Schrecken des Krieges in seiner Heimatstadt Deir ez-Zor fliehen musste, studierte er in Syrien Sport. Er arbeitete vormittags als Sportlehrer und nachmittags in seiner kleinen Werkstatt als Schneider, die er sich aufgebaut hatte. Dies musste er alles zurücklassen, aufgrund der Bedrohungen durch den Krieg und fand schließlich Schutz in Butzbach.

Nun möchte er sich in die Butzbacher Gesellschaft, die ihn vor vier Jahren aufnahm, mit seinen Kompetenzen und Fertigkeiten einbringen. Seit dem letzten Sommer hilft er als Betreuer beim Fußball beim VfR Butzbach, wo auch einer seiner beiden Söhne mittlerweile Fußball spielt. Seine beiden Söhne besuchen die Degerfeldschule und seine Tochter, die in Deutschland geboren wurde, geht hier in den Kindergarten.

Aktuell sind Schule und Kindergarten geschlossen, die Eltern versuchen die Kinder zu Hause bei Laune zu halten. Die 3-jährige Tochter fragt mittlerweile jeden Tag, wann sie denn wieder in den Kindergarten gehen kann, um dort mit ihren Freundinnen zu spielen. Die Eltern versuchen das Beste zu geben, um ihre zwei Schulkinder zu Hause bei den Schulaufgaben zu unterstützen, die die Lehrerin per Mail verschickt. Nicht immer leicht, die Aufgabenstellungen zu verstehen und den Kindern zu erklären, wo doch Deutsch für sie auch noch eine Fremdsprache ist. Amjds Ehefrau Reem war in Syrien Englischlehrerin und hilft dem ältesten Sohn bei seinen Englischaufgaben.

Amjd Alsheble hat selbst schon harte Krisen im Laufe seines Lebens durchlebt, die härteste war sicherlich die Kriegserfahrung in Syrien, die Flucht und den Verlust seiner syrischen Heimat. Er musste alles zurücklassen, sein Zuhause ist zerstört, Menschen, die ihm nahe standen wurden getötet.

In Butzbach fand er eine neue Heimat, hier möchte er sich ein neues Leben aufbauen und in der Gesellschaft engagieren. Vor Ort hat er in der Vergangenheit selbst viel Hilfe erfahren, er fühlt sich in Butzbach wohl und unterstützt. „Ich möchte Deutschland etwas zurückgeben!“ sagt er heute.

Jetzt erlebt er eine neue Krisenzeit mit der aktuellen Corona-Pandemie. Er möchte sich einbringen und in Butzbach helfen. Er sagt: „Ich und viele andere Geflüchtete stehen bereit und möchten anderen Butzbachern helfen, auch wenn es kleine, einfache Dinge sind.“

Die Gemeinwesenarbeit der Stadt Butzbach hat Nähmaschinen an Ehrenamtliche ausgeliehen, die zu Hause Mund-Nasen-Masken nähen. Amjd Alsheble hat sich sofort angeboten. „Ich war in Syrien Schneider und kann in dieser Corona-Krise in Butzbach mithelfen, in dem ich Mund-Nasen-Masken nähe. Mit der Overlock- Maschine, die ich von der Gemeinwesenarbeit vom Treffpunkt Degerfeld bekommen habe, kann ich viele Masken pro Tag nähen und so helfen.“ Die Gemeinwesenarbeit hat mittlerweile u.a. an das AWO Sozialzentrum im Degerfeld Masken weitergegeben, dass sich über die Spende sehr freute.

Vom städtischen Leseclub in der Alten Turnhalle wurde ein Bücher- Lieferservice eingerichtet. Der Leseclub ist aufgrund der Corona Kontakt-Beschränkungen aktuell geschlossen. Junge Leser können sich im Fachgebiet Integration und Gemeinwesenarbeit unter der Email–Adresse: soziales@stadt-butzbach.de melden. Dort erfahren sie, welche tollen Bücher es gibt und können sich so ihre Lieblingsschmöker ausleihen. Diese werden dann kontaktlos nach Hause geliefert. Diese Lieferung von Lesestoff an Leseratten übernimmt ebenfalls Amjd Alsheble ehrenamtlich. Er holt die Bücher im Leseclub ab und fährt sie bis zur Haustür der jungen Leser.

Gerade hat er im Fernsehen gehört, dass deutsche Bauern Hilfe bei der Ernte, etwa in der nun beginnenden Spargelsaison brauchen. Er sagt: „Ich und auch andere Menschen, die aus ihren Ländern fliehen mussten, können da doch helfen. Ich kenne Leute, die gerne mithelfen würden. Wir müssen jetzt alle in Deutschland zusammenstehen.“

Amjd Alsheble freut sich, dass er in der Corona-Krise andere Menschen mit seinem Beitrag unterstützen kann. Denn: Butzbach hält zusammen und zwar alle, egal ob in der Wetterau aufgewachsen oder Menschen, die hier eine neue Heimat gefunden haben.

Amjd Alsheble hat im Rahmen der Aktion #ButzbachHältZusammen auch ein Youtube-Video aufgezeichnet, in dem er über sein ehrenamtliches Engagement berichtet.