30.11.2022

Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen: Frauenveranstaltung im Treffpunkt Degerfeld

Gemeinwesenarbeit, FIM e.V. und die Polizei klären zugewanderte Frauen über Rechte, Beratungs- und Schutzmöglichkeiten auf

Am 25. November wird jährlich der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen – ein Aktions- und Gedenktag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt in jeglicher Form gegenüber Frauen. Denn unabhängig von sozialer Herkunft oder Nationalität ist in Deutschland jede 3. Frau von häuslicher Gewalt betroffen. Um dieses Tabuthema in den Fokus des Bewusstseins zu holen, hat die städtische Gemeinwesenarbeit im Degerfeld zu einer Informations- und Dialogveranstaltung für zugewanderte Frauen im Treffpunkt Degerfeld eingeladen.

Frauen kamen mit dem Kooperationspartner FIM e.V. (Frauenrecht ist Menschenrecht aus Frankfurt) niedrigschwellig und auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch. Die Gemeinwesenarbeit hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach Frauenveranstaltungen mit FIM e.V. durchgeführt und sehr positive Erfahrungen gesammelt. Im Fokus standen diesmal der Austausch und Informationen über ein gleichberechtigtes Leben in Deutschland und im Gesetz verankerte Rechte und gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten. Angesprochen waren in erster Linie persisch sprechende Frauen, so dass die Teilnehmerinnen sich auch muttersprachlich mit der Referentin aus Frankfurt austauschen konnten. Die Frauen stammen aus Ländern, aus denen sie fliehen mussten, in der es in der Regel Frauen verwehrt bleibt, Freiheitsrechte und Selbstbestimmung zu leben. Jahrzehnte von Diskriminierung, Gewalt und Unterdrückung prägte das Leben in den Herkunftsländern. Ziel der Veranstaltung war die Stärkung – also das Empowerment von zugewanderten Frauen auf ihrem Weg in Deutschland, so dass sie teilhaben können und Informationen besitzen, dass sie sich bei Gewalterfahrungen Unterstützung holen können. Sie kommen aus stark benachteiligten Lebenslagen und die Gemeinwesenarbeit möchte den Zugang zu Selbstbestimmung, Aufklärung und Hilfe erfahrbar machen. 

Neben FIM e.V. hatte die Gemeinwesenarbeit die Polizei eingeladen. Frau Schäfer, Schutzfrau vor Ort in Butzbach, ist in der Präventionsarbeit tätig und war auch lange Jahre im Opferschutz. Mit dem Besuch sollten Schwellenängste gegenüber der Polizei abgebaut werden und die Polizei ein Gesicht bekommen. Bei der Vorstellung ging zunächst ein erschrecktes Raunen durch die Frauengruppe, da Frau Schäfer aus gutem Grunde in Zivil gekommen war und nicht sofort als Polizistin erkenntlich war. Der Austausch war in der Folge sehr gut und die Frauen wurden auf Rechte, Anzeigemöglichkeiten und Schutzangebote hingewiesen. Frau Schäfer ist durch die jahrelange Erfahrung in der Wetterau gut vernetzt und kann dementsprechend gut auch im Hilfesystem an weitere Stellen verweisen.  Aber auch weitere Fragen in Bezug auf die Polizei konnten im Gespräch geklärt werden. Die geflüchteten Frauen äußerten Unsicherheiten, dass sie als neu Zugewanderte im deutschen System nicht sofort zur Polizei gehen und etwas falsch machen wollen. Denn die Polizei aus den Herkunftsländern ist oftmals sehr negativ besetzt. Das Interesse der Frauen war geweckt und auch ganz andere Fragen kamen auf, wie etwa Anzeigenmöglichkeiten, Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Praktikumsmöglichkeiten bei der Polizei. Denn das Interesse der afghanischen und auch pakistanischen Frauen bezog sich dann mit Wunsch auf eine Folgeveranstaltung für Frauen zur beruflichen Integration und Teilhabe. Aus ihren Herkunftsländern und Familien sind sie oftmals reglementiert auf klassische Rollenzuschreibungen. Doch im Gespräch unter den Frauen in der Gruppe äußerten die geflüchteten Frauen, dass sie arbeiten möchten, aber oftmals keine Idee haben, was es denn gibt und welche Möglichkeiten ihnen in Deutschland offenstehen.

Frau Schäfer bietet als Schutzfrau vor Ort regelmäßig Sprechstunden an. Zum einen im Treffpunkt Degerfeld (einmal im Monat jeden ersten Dienstag von 16.00 -18:00 Uhr) und wöchentlich jeden Donnerstag im Rathaus von 15:00-18:00 Uhr.

Die in Butzbach lebenden Frauen sind von Regimes geflohen und orientieren sich nun im deutschen Gesellschaftssystem. Eine Dialogveranstaltung wie dieses Format, fördert die Teilhabe von Frauen am gesellschaftlichen Leben. Zum Ende erhielt jede Frau von der Gemeinwesenarbeit eine Tüte voll mit Informationen und kleinen Überraschungen. Aus der Beratungslandschaft in der Wetterau waren eine Vielzahl von Flyern und Kontaktmöglichkeiten enthalten, an die sich Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, wenden können.

Ebenso stand die Veranstaltung unter dem Hashtag #schweigenbrechen, zu der das bundesweite Hilfetelefon anlässlich des Aktionstages alljährlich aufruft. Das Hilfetelefon ist 24 Stunden und mehrsprachig erreichbar unter 08000 116 016. Die Gemeinwesenarbeit hatte über Instagram sich an der online Aktion beteiligt, um Wissen über die Hilfenummer zu erweitern und diese zu verbreiten. Auch im Stadtgebiet wurden in verschiedenen Ladenlokalen Aushänge hierzu positioniert. Im Vorfeld war der Butzbacher Blumenladen Blumen Balser auf die Frauenveranstaltung aufmerksam geworden und hatte Dekoration für den Vormittag gespendet, wofür sich die Stadt nochmals sehr herzlich bedanken möchte. Die Gemeinwesenarbeit wird finanziert aus Mitteln der Stadt Butzbach sowie des Hessischen Sozialministeriums.