Gemeinwesenarbeit im Degerfeld lud mit FIM e.V. zur 2. Dialogveranstaltung
Zum „Männer-Toleranz-Café“ lud kürzlich die Gemeinwesenarbeit im Degerfeld gemeinsam mit FIM e.V. zugewanderte Männer in den Treffpunkt Degerfeld ein. Bereits im März gab es den erfolgreichen Auftakt mit einer Pilotveranstaltung mit männlichen Multiplikatoren von FIM e.V. (Frauenrecht ist Menschenrecht) mit denen die Gemeinwesenarbeit seit Jahren in Themenveranstaltungen für Frauen kooperiert. Das Dialogformat für zugewanderte Männer fand nun bereits in der 2. Auflage statt und setzt an der männlichen Seite bei zugewanderten Familien an, um die Integration und Teilhabe zu ermöglichen und Brücken in die Mehrheitsgesellschaft zu schlagen.
Ausgebildete Multiplikatoren, selbst mit Migrationsgeschichte und persischen Sprachkompetenzen kamen mit den Männern ins Gespräch – über Familienleben, Liebe und Männlichkeit. Der peer to peer Ansatz zeigte einmal mehr, wie gewinnbringend ein Austausch auf Augenhöhe ist, um die Orientierung in Deutschland und die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern. Gesprächseinstieg waren fiktive Rollenspiele der Multiplikatoren, in denen es um freie Partnerwahl einer imaginierten Tochter eines afghanischen Vaters ging. Diese junge Frau wurde in der Inszenierung mit dem Mann von Bekannten des Vaters gesehen wurde, welche wiederum ihre Beobachtungen an den Vater herantrugen. Somit wurde der Moment der sozialen Kontrolle dargestellt. Zum offenen Ende hin kam es zum Gespräch zwischen Vater und Tochter. Somit war die Eröffnung in eine respektvolle, intensive aber auch kontroverse Dialogveranstaltung eröffnet.
Die Männer stammen aus einer patriarchal geprägten Gesellschaft in Afghanistan, in der es die Norm ist, dass passende Partner für die Kinder über die Familien gesucht werden. Dies trifft hier auf liberale Konzepte von Liebe und Eheschließung. Junge Menschen bewegen sich oftmals in diesem Spannungsverhältnis von kollektivistischer Herkunftskultur und individualistischer Gesellschaft in Deutschland, in der Freiheitsrechte von jedem einzelnen offensiv gelebt werden können. Orientierung in der westlichen Gesellschaft mit ihrer demokratischen Grundordnung und Freiheitsrechten und Selbstbestimmung für Frauen, Männer und Kinder möchte die Gemeinwesenarbeit hiermit eröffnen. In Kooperation mit FIM e.V. sollen demokratische Denkprozesse angestoßen und initiieret werden. Im Austausch zwischen den Referenten und den afghanischen Männern wurde unterstrichen, dass diese Dialogveranstaltung gelebte Demokratie ist, in dem sich Menschen unterschiedlicher Herangehensweisen zusammensetzen und sich austauschen, voneinander lernen und dies alles in einem respektvollen und demokratischen Kontext geschieht, in dem jeder gehört wird. Alle Teilnehmer empfanden die Veranstaltung als gewinnbringend und fragten nach weiteren Treffen, so dass erkennbar ist, das Austausch und Redebedarf besteht. Gelobt wurde die Herangehensweise der Referenten in ihrem offenen und wertschätzenden Seminarcharakter wie auch die positiv gestaltete Atmosphäre. Nicht zuletzt trug ein kleines Snackbuffet mit süßen Leckereien, Kaffee und Tee dazu bei.
Um Teilhabechancen und Gleichberechtigung für Frauen zu erreichen, werden somit über diesen Ansatz die Männer adressiert und involviert in Auseinandersetzungsprozesse der Integration und Orientierung in die demokratische Gesellschaft Deutschlands.
Patriarchale Gesellschaftsstrukturen aus dem Herkunftsland der angesprochenen Männer treffen nun in Deutschland auf eine menschenrechtsbasierte demokratische Gesellschaft. Respektvoll soll hier ein Austauschformat geboten werden, in denen sich Männer austauschen über Rollenbilder und die Auseinandersetzung mit dem Leben in Deutschland. Ein großer Schatz dabei ist, dass die Referenten kultursensibel wertschätzend und mit muttersprachlichen Kompetenzen agieren und so in eine Auseinandersetzung mit dem Leben in Deutschland bei den Teilnehmenden anregen. Damit bietet die Gemeinwesenarbeit einen Beitrag zur gesellschaftlichen Inklusion und bietet Orientierungsformate für zugewanderte Menschen in Butzbach an.
Die Gemeinwesenarbeit möchte die Vielfalt unserer Butzbacher Stadtgesellschaft im Degerfeld positiv begleiten und Begegnungsräume eröffnen. Die Gemeinwesenarbeit wird gefördert aus Mitteln der Stadt Butzbach und aus Mitteln des Hessischen Sozialministeriums.