Generationen- und nationenübergreifende Gruppe wächst weiter an
Die offene Kochgruppe „Kochen der Kulturen im Degerfeld“ der Gemeinwesenarbeit hat sich kürzlich wieder zu einem gemeinsamen Kochen im Treffpunkt Degerfeld getroffen. Außerdem war die Idee einiger Mitwirkender, ihre Kollegen von der Tafel zum gemeinsamen Essen am Abend einzuladen. Dieses Mal war die Gruppe in deutsch-jordanisch-ghanaisch-syrisch-indischer Besetzung. Sie verzückten mit einem leckeren Menü aus Tabouleh, Königsberger Klopsen und dem arabischen Dessert Halawet al Jibn. Es gab viel herzliches Lachen miteinander an diesem Abend. Zum Beispiel, als das Menü vorgestellt wurde und beim Dessert erklärt wurde: „Da ist Blumenwasser drin“. Gemeint war Rosenwasser. Aber nicht das der Dekoration auf den Tischen. Denn auch hier schmückten Rosen die groß gedeckte Tafel, sondern Rosenwasser aus dem Supermarkt zum Backen und Kochen.
In interkultureller Kommunikation wurde sich über Gastfreundschaft und unterschiedliche soziale Verhaltensweisen im Miteinander ausgetauscht und näherte auf humorvolle Art und Weise kulturelle Verhaltensweisen in ein erklärendes Verständnis voneinander an. Es wurden Anekdoten über Irritationen im gesellschaftlichen diversen Miteinander zum Besten gegeben.
Ein jordanisches Pärchen erzählte von den ersten Essenseinladungen bei Deutschen, als sie in Butzbach ankamen. Im arabischen Raum ist es üblich, dass man mehrmals vom Gastgeber Essen nachbekommt, auch wenn man zunächst mit „nein danke“ abgelehnt hatte. Üblicherweise ist vom Gast dies aber nicht als ein wirkliches nein gedacht, sondern lediglich eine höfliche Norm. Ebenso höflich ist es, dass der Gastgeber immer weiter Essen und Getränke anbietet und auffährt. Als bei der ersten Essenseinladung in einem deutschen Haushalt nach dem ersten nein dann sofort der Tisch abgedeckt wurde, war das jordanische Pärchen geschockt, sie hätten ja noch gerne weiter gegessen. Heute schmunzeln sie darüber und trugen mit solchen Geschichten zur Erheiterung bei und sind sensibilisiert für eine direkte Kommunikation wie sie üblich ist in der deutschen Mehrheitsgesellschaft.
Mit Hunger nach Hause gehen musste an diesem Abend der Kochaktion von Kochen der Kulturen wahrlich niemand. Außerdem zeigte sich auf besonders schöne Weise: Viele Köche verderben nicht den Brei, sondern bereichern das Essen und das gemeinsame Tun in der Küche. Von der Mittzwanzigerin bis zur Achtzigjährigen war es eine bunte Truppe. Alle betonten im Nachgang zu dem erfüllten Abend, dass sie ein gutes Team sind. Die Neugier aufeinander und neue Inspirationen und das Lernen voneinander standen im Vordergrund.
Im Zuge des gemeinsamen Essens wurde weiteres Interesse von Gästen bekundet, demnächst auch mal gerne mitzukochen, nachdem die Köstlichkeiten den Gaumen erfreut hatten. Zudem hat die offene Gruppe ein eigenes Kochbuch mit leckeren Rezepten und Portraits einiger Mitwirkender gemacht, welches gegen Spende im Treffpunkt Degerfeld bei der Gemeinwesenarbeit zu bekommen ist.
Das Angebot der Gemeinwesenarbeit zur aktiven Gestaltung des nachbarschaftlichen Miteinanders wird finanziert aus Mitteln der Stadt Butzbach und des Hessischen Sozialministeriums.
Alle Fotos: Carolin Wirtgen