Weidig-Wanderweg (mit Audioguide)

Wegpunkte
Start: Über den Wanderweg
Vom Geburtshaus in Oberkleen (Langgöns) bis zur Wirkungsstätte in Butzbach.
Ein Leben für Demokratie und Freiheit: Friedrich Ludwig Weidig (1791-1837).
Wegpunkt 1: Kirche Oberkleen


Friedrich Ludwig Weidig wurde am 18. Februar 1791 hier in der ev. St. Michaelis-Kirche in Oberkleen getauft. Er war Lehrer, Turnpionier und Pfarrer, politischer Netzwerker und Revolutionär. 1837 nahm er sich im Gefängnis als Kämpfer für die Freiheit das Leben. Weidig wirkte vornehmlich als Lehrer in Butzbach, war Protagonist des Vormärz und Wegbereiter der Deutschen Revolution 1848/49.
Wegpunkt 2: Geburtshaus Weidig


Im „Fierschters“ Haus an der Hauptstraße in Oberkleen erblickte Friedrich Ludwig Weidig am 15. Februar 1791 das Licht der Welt. Sein Vater war Oberförster Ludwig Christian Weidig. Seine Mutter Wilhelmine Christine Weidig entstammte der bekannten Gießener Gelehrten- und Politikerfamilie Liebknecht. Weidigs Brüder waren Gottlieb Weidig (1792–1875) und Wilhelm Weidig (1798–1873).
Friedrich lebte hier nur kurz, die Familie zog 1792 nach Cleeberg.
Wegpunkt 3: Wohnhaus Weidig in Cleeberg


In dem abgebildeten Fachwerkhaus wohnte Weidig in den Jahren 1792 bis 1803. Sein Vater war nach dem Tod des Großvaters in Cleeberg als Oberförster in hessischen Diensten angestellt. Seine Eltern (Mutter eine geborene Liebknecht) haben sich auch hier kennengelernt und geheiratet. 1803 zog die Familie aus dem nassauischen Cleeberg ins hessische Butzbach.
Wegpunkt 4: Blick auf Cleeberg


Weidig war mütterlicher Großonkel von Wilhelm Liebknecht (1826-1900). Liebknecht war einer der Gründer der parteipolitisch organisierten deutschen Sozialdemokratie. Sein Sohn Karl Liebknecht (1871-1919) war Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Der gewaltsame Tod Weidigs im Gefängnis prägte Wilhelm Liebknechts Haltung zu Freiheit, Gerechtigkeit und politischem Engagement und beeinflusste sein späteres Wirken in der deutschen Sozialdemokratie nachhaltig.
Wegpunkt 5: Grenzstein Dreiländereck


In der Lebenszeit von Weidig war „Mittelhessen“ stark von politischen Umwälzungen geprägt. Grenzsteine (Dreiherrensteine) markierten die Grenzen zwischen Hessen, Nassau und Preußen. Friedrich Ludwig Weidig kämpfte gegen die Kleinstaaterei und forderte in Flugschriften wie dem „Hessischen Landboten“ ein geeintes, freies Deutschland: „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ Der Landbote gilt als das erste große Manifest einer sozialen Revolution.
Wegpunkt 6: Abzweig Steinerne Brücke


Getarnt als botanische Exkursionen transportierten Weidigs Schüler die Flugschriften und auch den „Hessischen Landboten“ in sogenannten Botanisiertrommeln, die zum Sammeln von Pflanzen
dienten. Unter Einsatz ihres Lebens lasen sie den Bauern vor, da die meisten dies nicht konnten. Weidig wollte die Landbevölkerung politisch bilden und zum Widerstand gegen soziale Ungerechtigkeit anregen – trotz der Gefahren von Verfolgung und Gefängnis.
Wegpunkt 7: Forsthaus Butzbach


„Der hessische Landbote“ war eine der berühmtesten Flugschriften der Revolutionszeit. Die Urschrift stammte von Georg Büchner; Weidig überarbeitete den Text vor dem Druck und entschärfte ihn. Dies führte zum Streit mit Büchner, der ihm vorwarf, die Grundaussage zu verwässern. Noch bevor der Landbote gedruckt war, wurde das Vorhaben verraten. Büchner floh nach Straßburg. Weidig galt als hochverdächtig und wurde nach Obergleen (Vogelsberg) strafversetzt.
Wegpunkt 8: Weidig-Denkmal


Weidig band auch seine Schüler in seine politischen Projekte mit ein, nicht immer zur Freude der Eltern. Zeitweise waren 14 seiner Schüler im Gefängnis in Darmstadt wegen politischer Umtriebe, wie es damals hieß. Weidig wirkte zeitlebens als politischer Mensch, als Netzwerker, von seiner Position als Lehrer in Butzbach, von 1813 bis zu seiner Strafversetzung 1834. Das Denkmal erinnert an den unbeirrbaren Kämpfer für Demokratie und Aufklärung.
Wegpunkt 9: Erster Turnplatz in Hessen


Das Turnen war von Beginn an eine zutiefst politische Angelegenheit, die den nationalen Einheitsgedanken mit körperlicher Stärke verband. Es spielte im Leben von Weidig eine wichtige Rolle. Auf dem Butzbacher Schrenzer gründete er 1814 für den Turnunterricht seiner Schüler den ersten Turnplatz in Hessen. Das historische Turnen, wie Weidig und „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn es praktizierten und lehrten, sollte jungen Männern zeigen, wie sie sich notfalls gegen Fremdherrschaft und innenpolitische Unterdrückungen körperlich wehren konnten.
Wegpunkt 10: Turnvater-Jahn-Platz


Das Vorbild für den Turnplatz auf dem Schrenzer könnte der erste deutsche Turnplatz gewesen sein, den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn 1811 auf der Hasenheide bei Berlin gründete. Drei Jahre später führte Weidig 1814 in Butzbach das Turnen ein, es hatte eine große politische Bedeutung. Junge Männer lernten, wie sie sich notfalls gegen Fremdherrschaft und innenpolitische Unterdrückung wehren konnten. Fünf Jahre nach der Eröffnung des Turnplatzes auf dem Schrenzer ließ die Regierung alle Turnplätze wegen vermeintlich revolutionärer Bewegungen gewaltsam schließen.
Wegpunkt 11: Markuskirche Butzbach


Friedrich Ludwig Weidig kam 1837 in geheimer Untersuchungshaft im Darmstädter Gefängnis auf mysteriöse Weise zu Tode. Wegen solcher Todesfälle wurde die geheime Untersuchungshaft, in der Paulskirchenversammlung 1848 verboten und die Öffentlichkeit von gerichtlichen Untersuchungsverfahren durchgesetzt.
Als studierter Theologe predigte Friedrich Ludwig Weidig sowohl in der Markuskirche als auch in der Wendelinskapelle und wirkte so tief in das religiöse und gesellschaftliche Leben seiner Zeit hinein.
Wegpunkt 12: Museum Butzbach


Schon in den ältesten Inventarbüchern des Butzbacher Museums sind Erinnerungsstücke an Weidig aufgelistet. Heute gibt es im Butzbacher Museum eine eigene Dauerausstellung zum Leben und Wirken des Lehrers, Theologen, Politikers, Turners, Protagonisten des Vormärz und Wegbereiters der Deutschen Revolution 1848/49.
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