Es ist das Sebastian-Kneipp-Jahr, am 17. Mai 2021 wäre Sebastian Anton Kneipp 200 Jahre alt geworden. Das Kneipp´sche Gesundheitskonzept hat an Aktualität nichts eingebüßt. Die Stärkung des Immunsystems ist wichtiger denn je. Das Sebastian-Kneipp-Jahr ist auch ein Appell für ein bisschen mehr Achtsamkeit. Kneipps unbeirrbarer Glaube und seine Hartnäckigkeit, die Gesundheit nicht der Krankheit unterzuordnen, werden wir mit jeweils einem Artikel zu seinen fünf Elementen würdigen.
Regionalität, Frische und Nachhaltigkeit sind der rote Faden
Eher zufällig kreuzten sich die Wege von Sebastian Kneipp und Annette Kreiling-Behm. Die Gastronomin aus Bad Vilbel setzt seit vielen Jahren intuitiv das um, was der Priester über gesunde Ernährung in seinen Büchern schrieb.
Einer der wichtigsten Grundsätze von Sebastian Kneipp lautet: Die Natur bietet alles, was wir brauchen. Pur und unverfälscht. Nach diesem natürlichen Rezept kocht sie und verwendet fast ausnahmslos, was quasi vor der Haustüre wächst. Ob Gemüse, Obst oder Fleisch: Die Wetterau bietet vieles. Die Region ist wie ein reichhaltig gedeckter Tisch.
Annette Kreiling-Behm betreibt nicht nur das Restaurant Kreilings Sommergarten in Bad Vilbel, sondern serviert auch im Bistro in der Keltenwelt am Glauberg typisch hessische Gerichte. Gerade schneidet sie ein paar feine Zwiebelringe und drapiert sie auf den Schnittchen mit Kartoffelkäs‘. Er ist quasi ein Käseersatz mit Tradition. Hatte ihre Oma keinen Käse zu Hause, wurden gekochte Kartoffeln zerstampft, mit fein gehackten rohen Champignons, Kräutern, Frühlingszwiebeln und ein wenig Öl vermischt. Fertig ist der vegane Aufstrich. „Kartoffeln waren schon früher das A und O in der Küche“, erzählt Kreiling-Behm. Mit Grund: Die Knolle wächst vor der Nase, sie ist eine Nährstoffbombe, enthält wertvolles Eiweiß und deutlich mehr Vitamin C als zum Beispiel ein Apfel. Menschen mit einer Gluten-Unverträglichkeit können aufatmen, für Fans der Frankfurter Grünen Soß‘ sind sie ein Muss. Kennen Sie das Geheimnis der Grünen Soße? „Es ist die Frische der Kräuter und sie müssen fein geschnitten sein“, verrät die 56-Jährige.
Irgendwann in den Siebzigern feierte man die Tütensuppen. Es war so einfach: Päckchen aufreißen, Wasser drüber, fertig. Der Geschmack ist aus einem Mix an künstlichen Zusatzstoffen und Aromen kreiert. Vom echten Gemüse bleiben da oft nur fünf Prozent Extrakt und tolle Bilder auf der Packung.
Mit Erleichterung nimmt die engagierte Gastronomin wahr, dass immer mehr Menschen wieder echtes Aroma wünschen, hochwertige Lebensmittel wertschätzen und regional einkaufen. Der Gesundheit und der Umwelt zuliebe. „Regionalität, Frische und Nachhaltigkeit sind mein roter Faden und der entspricht Kneipp.“ Eine große Schnittmenge mit Kneipp gibt es auch beim Wetterauer Landgenuss, dem sowohl Annette Kreiling-Brehm als auch Reiner Neidhart angehören. Er ist ein Zusammenschluss von 30 Gastronomen, Erzeugern und Direktvermarktern. Der Verein bewirbt auf zahlreichen Messen und Bühnen die kulinarischen Genüsse der Heimat, rückt wie Spitzenkoch Reiner Neidhart die saisonale Küche in den Vordergrund und möchte das Bewusstsein der Verbraucher für natürliche Lebensmittel und saisonale Produkte schärfen. Denn hinter denen steckt eine Geschichte: vom Boden und den Menschen, die ihn bewirtschaften. Oder von den Köchen, die aus dem traditionellen und handwerklichen Erzeugnis einen genüsslichen Schmaus zaubern. Der Verein organisiert ein eigenes Event im Schloss Ysenburg in Staden, organisiert Lamm und Wildwochen, inszeniert Kochshows, brachte ein Kochbuch heraus. Die Message lautet: Das Gute ist vor Ort.
Der Ernährungsdoc
Die Menschheit solle Sorge darauf verwenden, dass unverfälschte Nahrungsmittel überhaupt und besonders gutes Naturmehl in die Küche kommen, schreibt Sebastian Kneipp in seinem Buch „Meine Wasserkur – So sollt ihr leben“ (Trias-Verlag). Der Wasserdoktor verpönte das blendendweiße Kunstmehl, dem die beste Kraft entzogen wurde, das „wohl fein aussehe, aber wenig nähre“.
Power im ganzen Korn
Womit sich Kneipp und heutige Ernährungsdocs einig sind: In der Schale des Korns liegt das Wertvolle. Ein Vollkornmehl hat im Vergleich zu einem Weißmehl mit einer Typenzahl von mageren 405 mehr wertvolle Mineralstoffe und wichtige Ballaststoffe.
(Teile des Inhalts sind auch erschienen im Magazin, Der Natur vertrauen, Kneipp Bäder 3Eck Wetterau).
Termin vormerken: 1. Butzbacher Sebastian Kneipp Tag
200 Jahre Sebastian Kneipp– aus diesem Anlass ruft die Stadt Butzbach den 1. Butzbacher Sebastian Kneipp Tag ins Leben. Am Samstag, den 14. August 2021 wird von 14.30 bis 17.30 Uhr, gemeinsam mit dem Kneippverein Bad Nauheim / Bad Salzhausen / Friedberg, der TourismusRegion Wetterau und vielen Butzbacher Kneipp-Freunden, der Schlosspark in ein Kneipp-Mitmach-Areal verwandelt. Alle – Groß und Klein – sollten sich diesen Termin im Kalender schon mal vormerken, damit Sie an diesem Nachmittag die fünf Elemente nach Kneipp mit allen Sinnen kennenlernen können.