28.08.2019

Butzbacher und Wetterauer Zeitzeugen für Rundgespräch gesucht

Thema: „Vor 80 Jahren begann der 2. Weltkrieg – Erinnern an den schlimmen Krieg“.

Am Sonntag, dem 1. Sept. 2019, jährt sich der Tag, an dem der unselige Zweite Weltkrieg mit dem militärischen Einfall Deutschlands in Polen begann. Aus diesem Anlass findet am Sonntagnachmittag, ab 15 Uhr, eine kleine Gedenkveranstaltung im Museum der Stadt Butzbach, Färbgasse 16, statt. Bei eintrittsfreiem Zutritt bietet das Museum für Butzbacher und Butzbach-Interessierte und Zeitzeugen sicherlich besonders Interessantes zum Thema: „Vor 80 Jahren begann der 2. Weltkrieg – Erinnern an den schlimmen Krieg“ (15.00 – 17.00 Uhr) an, ein Rundgespräch mit Zeitzeugen; im Museum Butzbach, Halle im Erdgeschoss), Moderation: Museumsleiter Dr. Dieter Wolf.

Zunächst wird Museumsleiter Wolf mit Lichtbildern zum Thema „Der 2. Weltkrieg in Butzbach“ referieren, wobei die anwesenden Zeitzeugen eingeladen werden, das Gezeigte zu ergänzen oder zu korrigieren.

Es ist den Veranstaltern klar, dass die Zahl derjenigen, die sich noch daran erinnern können, immerzu abnimmt. – Auch deshalb fragt das Museum: „Woran können Sie sich noch erinnern?“

Mögliche Themen des Rundgesprächs im Butzbacher Museum sollten angeschnitten werden:

Der von Deutschland heraufbeschworene Zweite Weltkrieg hatte von Jahr zu Jahr zunehmend das Alltagsleben beeinträchtigt. Frauen, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene hatten zunehmend die Arbeitsplätze der eingezogenen Männer übernehmen müssen.

Der Schrecken des Krieges zeigte sich vielen Butzbachern erst an der Front, mit der steigenden Zahl der Gefallenen und bei den feindlichen Bombenangriffen. Die Bombardierungen, die zunächst von Deutschland aus vor allem die nicht auf den Krieg vorbereiteten Nachbarn schädigten, wurden jetzt von den Alliierten als Bombenteppiche über Deutschland gelegt. Die ersten Bomben auf Butzbach fielen am Totensonntag, dem 26. Nov. 1944, töteten 43 Personen und zerstörten 33 Häuser total, 15 schwer. Weitere zerstörerische Angriffe erfolgten am 22. Febr. und 9. März 1945. Längst waren Kinder zu militärischen Hilfsdienste, v.a. als Flakhelfer, verpflichtet worden. Dem Aufruf zum Allgemeinen Deutschen Volkssturm wurde auch in Butzbach gefolgt, und Greise wie HJ-Buben mit der Ausbildung an der Panzerfaust und zuletzt zum Bau von Panzersperren. Die seit 1944 ständig zunehmenden Luftangriffe und die in den Wochen vor dem Einmarsch der Amerikaner angreifenden Tiefflieger, die auf alles schossen, was sich bewegte, diktierten gegen Kriegsende den ganzen Tages- und Nachtverlauf.

Die Amerikanische Luftwaffe hatte am 19. März 1945 auch das im Schloss Ziegenberg vermutete Führerhauptquartier bombardiert, wodurch das Schloss und das ganze Dorf zerstört wurden, nicht aber der im 2 km nördlich davon liegenden Waldtal liegende gut getarnte „Adlerhorst“. Schloss und Dorf Ziegenberg sanken damit weitgehend in Schutt und Asche, 14 Menschen wurden getötet.

Einzelheiten über Erlebnisse und Ereignisse in den letzten Kriegstagen auch in Butzbachs Nachbardörfern, ob Langenhain-Ziegenberg, Ober-Mörlen, Griedel, Nieder- und Hoch-Weisel Fauerbach, Ostheim, Hausen, Münster, Bodenrod oder Ebers-, Kirch- und Pohl-Göns könnten gut in das Rundgespräch passen!

In den letzten Wochen des Krieges war in Butzbach eine kleine konspirative Gruppe (sog. Widerstandsgruppe) (rund um den Arzt Dr. Mansfeld, Erich Melchior und Bruno Wittig) zustande gekommen, deren Mitglieder im Geheimen in Gesprächen darüber nachdachten, was im Falle der Verteidigung Butzbachs bei Eintreffen der Amerikaner zu tun sei.

Die amerikanische Armee besetzte am 29. März 1945 Butzbach kampflos, nachdem tags zuvor deutsche Einheiten die Stadt verlassen haben und beherzte Mitglieder der „Widerstandsgruppe“ mutig die Übergabe der Stadt vornahmen.

Die Butzbacher Bevölkerung hatte sich in den Tagen, bevor die Amerikaner vorstießen, in die Nachbardörfer oder in den Wald oberhalb der Stadt geflüchtet, mit „Kind und Kegel“, mit den allernotwendigsten Habseligkeiten ausgerüstet. Deutsche Truppenteile kamen in die Stadt und wollten die Stadt, deren Garnison bereits am 28. März abgezogen war, verteidigen. Mit einer spektakulären Benzin-Sammelaktion konnten sie überredet werden, abzuziehen. Die großen Bunker am Flugplatz Kirch-Göns wurden gesprengt, nachdem ein Großteil der Verpflegung an die Bevölkerung ausgegeben worden war. Am folgenden Tag bezogen Geschütze und Panzer der U.S.-Armee von zwei Seiten Position, um notfalls Butzbach „in die Zange“ zu nehmen. Plünderungen der Proviantämter und Lager folgten. Das Gefängnis musste bewacht, politische Gefangene entlassen werden, Zwangsarbeiter verließen ihre Lager, nahmen sich das, was man ihnen in den Jahren zuvor verweigert hatte.

Der Krieg war damit für Butzbach (fast) zu Ende. Aber bis zum „richtigen Frieden“ galt es noch eine gewaltige Strecke zurück zu legen. Die U.S.-Militärs setzen einen demokratisch gesinnten Bürgermeister und Bürgerrat ein, es wurden von der Amerikanischen Militärregierung Hilfspolizisten eingesetzt, die Vieles zu organisieren hatten. „Non-Fraternisation“ und Fraternisierung waren neben vielem anderen auch in Butzbach nach 1945 ein ernst zu nehmendes Thema für die zunächst als Sieger auftretenden amerikanischen Besatzungssoldaten, die von den einen als „Befreier“, von anderen auch als Sieger und Besetzer gesehen wurden.

Den Vorbereitern der Veranstaltung ist natürlich klar, dass die Zahl derjenigen, die sich als Zeitzeugen an die Zeit von 1939-1945 noch erinnern können, von Jahr zu Jahr geringer wird. Umso wichtiger ist es, diese Erinnerungen an die Jüngeren weiterzugeben.

Wer kann sich an all dies und mehr erinnern? – Einige Zeitzeugen haben ihre Teilnahme und die Bereicherung durch das historisch Erlebte bereits zugesagt!

Der Magistrat der Stadt Butzbach und das Museum freuen sich, möglichst viele Zeitzeugen und Zuhörende begrüßen zu können.