70 Jahre Patenschaft Butzbach/Teplá mit Totenehrung und Festabend
Auszug aus der Butzbacher Zeitung vom 18.09.2024
Am Samstag hat der Heimatkreis Tepl-Petschau in Butzbach den 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Patenschaftsvertrags zwischen Butzbach und Teplá gefeiert. Beim jährlichen Bundestreffen versammelten sich zahlreiche Gäste, darunter Vertreter der Städte Butzbach und Bad Vilbel sowie des Landes Hessen, in der Alten Turnhalle. Aus Teplá reiste Vera Mikova an, die im Bereich Kultur tätig ist und unter anderem die Beziehungen zu Butzbach pflegt. Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Merle und Peter Kulla, Gottesdienstbeauftragter aus Rockenberg, gedachte sie bei der Totenehrung auf dem Butzbacher Friedhof der Opfer von Krieg, Vertreibung und
Gewalt. »Die Menschen wurden gnadenlos aus ihrem Leben gerissen. Nie wieder dürfen wir menschengemachte Grausamkeiten dulden«, mahnte Mikova und appellierte mit eindringlichen Worten an die Gesellschaft, Manipulation und den Verlust von Werten zu bekämpfen. »Wir schulden es den Opfern, die wir heute ehren, zu sagen: ›Halt‹!«
Am Abend begrüßte Hildrun Barthlme, Vorsitzende des Heimatkreises, die Gäste in der Alten Turnhalle. Sie lobte die herzliche Aufnahme des Heimatkreises in Butzbach und wies auf die dringende Notwendigkeit hin, die Heimatstube in der Wendelinskapelle zu vergrößern, da sie mittlerweile aus allen Nähten platze. »Es ist wichtig, die Geschichte der Vertreibung und des Teplarer Landes zu bewahren«, betonte sie.
Bürgermeister Michael Merle unterstrich in seiner Ansprache, dass es keinen Sinn mache, Verbrechen gegeneinander aufzurechnen. »Wir müssen nach vorne schauen und mit Enthusiasmus gemeinsam eine Zukunft aufbauen.« Er würdigte auch die Aufbauleistung der Vertriebenen in den Butzbacher Stadtteilen. Zudem begrüßte er den Bürgermeister von Bad Vilbel, Sebastian Wysocki, dessen Stadt seit 1990 ebenfalls die Patenschaft für Teplá trägt. Merle überreichte Wysocki die besten Wünsche für den Hessentag 2025 und erinnerte humorvoll an das sonnige Wetter beim Hessentag in Butzbach 2007. Zum Abschluss des Abends wurde Merle die Ehrenmitgliedschaft des Heimatkreises Tepl-Petschau verliehen.
Bürgermeister Wysocki sprach über die Bedeutung von Heimat und die Herausforderungen der Vertreibung. Er erinnerte daran, dass auch heute, angesichts des Krieges in der Ukraine, die Themen Flucht und Vertreibung von erschreckender Aktualität sind. »Heimat ist der Ort, an dem unser Lebensfaden beginnt, aber es kann auch eine zweite Heimat geben, in die man sich einfügen kann«, sagte Wysocki.
Vera Mikova bedankte sich im Namen der Stadt Teplá für die Einladung und überbrachte die Grüße von Bürgermeister Karel Hermann. Sie sprach die Hoffnung aus, beim Katharinenmarkt im Oktober erneut in Butzbach sein zu können. Zudem berichtete sie von den Restaurierungsprojekten der Stadt Teplá, darunter die Erneuerung von Kriegerdenkmälern in den Orten Mrázov und Kladruby.
Andreas Hofmeister, Beauftragter des Landes Hessen für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, erinnerte an die Gründung des Hessentags 1961, der ursprünglich zur Integration der Heimatvertriebenen ins Leben gerufen wurde. »Heute müssen wir zwischen der Erlebnis- und der Erkenntnisgeneration unterscheiden«, so Hofmeister. »Die Brückenbaufunktion der Vereine und Patenschaften ist angesichts aktueller Flucht- und Kriegsereignisse wichtiger denn je.« Die Heimatvertriebenen seien Brückenbauer für ein geeintes und freies Europa.
Der Abend wurde durch eine Powerpoint-Präsentation zur Geschichte der Patenschaft sowie traditionelle Egerländer Volkstänze bereichert, die von Tänzern aus Dillenburg, Herborn und Braunfels aufgeführt wurden. Für die musikalische Untermalung sorgte die Blasmusik der Feuerwehr Butzbach Kirch-Göns.
Fotos: R. Fanslau
Pressetext: Butzbacher Zeitung