Am vergangenen Freitag, 07.02.2025 fand die Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Butzbach an verdiente Persönlichkeiten im Rahmen einer Feierstunde im Museum Butzbach statt.
„Hätten wir alle Menschen eingeladen, die an der Freundschaft zwischen Butzbach und Teplà in den letzten Jahren mitgewirkt haben, hätten wir hier keinen Platz mehr“, beschreibt Bürgermeister Karel Hermann die Wirkung dieser „Städtefreundschaft“ in der Breite. Deshalb nehme er seine Auszeichnung mit der Bürgermedaille der Stadt Butzbach, die ihm am Freitag von Bürgermeister Michael Merle bei einem Festakt im Butzbacher Museum verliehen wurde, „mit großer Demut und dem Bewusstsein entgegen, dass sie auch all jenen gehört, die sich in den vergangenen Jahren für die Vertiefung der Beziehung zwischen Butzbach und Teplà eingesetzt haben.“
Die Patenschaft für Teplà übernahm Butzbach zwar schon 1954, doch die Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimatstadt belastete die Beziehung jahrzehntelang von beiden Seiten. 2013 kam dann überraschend die damalige Bürgermeisterin unserer Patenstadt, Jana Cizkova, auf Michael Merle zu, um den Kontakt zu Butzbach wiederzubeleben. Noch im selben Jahr, am 17. Mai 2013, traf sich eine Delegation aus Teplà mit Vertretern unserer Stadt. 2014 wurde dann Karel Hermann zum Bürgermeister gewählt. „In seiner bisherigen Amtszeit hat er es geschafft, die Verbindung der beiden Städte in nur wenigen Jahren in beispielloser Art und Weise zu vertiefen“, so Merle in seiner Laudatio.
An diesem Treffen im Mai 2013 nahm auch Christine Borchers-Fanslau teil als damalige Vorsitzende des Städtepartnerschaftsverein. In den folgenden Jahren wurden die Kontakte der beiden Städte intensiviert, um die sich in besonderer Weise Horst Mauder bemühte, selbst Heimatvertriebener aus Tschechien und dessen Frau Inge in Teplà geboren wurde. Merle zeichnete nun auch Mauder und Borchers-Fanslau für ihre Verdienste um die Stadt Butzbach mit der Bürgermedaille aus. „Horst Mauder war von 1985 bis 2006 ununterbrochen Ortsvorsteher in Butzbachs Stadtteil Wiesental“, dem Stadtteil, der für die Vertriebenen aus Tschechien nach dem 2. Weltkrieg erst gegründet wurde und dessen Einwohner auch dank ihm besonders stolz sind auf „Butzbach bei Wiesental“ (O-Ton Mauder).
Borchers-Fanslau hat in ihrer Zeit als 1. und 2. Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises des Butzbacher Museums (2005 – 2012) unter anderem den Aufbau und die Gestaltung der volkskundlichen Abteilung mit Trachten aus dem Hüttenberger Land maßgeblich vorangebracht. Die Ausstellung konnte – wie geplant – rechtzeitig zum Hessentag 2007 unter großer Beteiligung der Bevölkerung eröffnet werden. 2009 übernahm sie den Vorsitz des gerade erst gegründeten Städtepartnerschaftsvereins und „hat es geschafft, diesen jungen Verein innerhalb kürzester Zeit erfolgreich in das gesellschaftliche Leben unserer Stadt einzubringen“, hob Merle in seiner Laudation hervor. „Damit hat sie viele Bürgerinnen und Bürger für die europäische Idee begeistert. Und diese wird“, so Merle weiter, „vor allem auf kommunaler Ebene erlebbar.“
Auf der Suche nach einer Partnerstadt kam ein Jahr zuvor, 2008, der damalige Bürgermeister Bernard Debain von Saint Cyr L’École auf Michael Merle zu. Noch im selben Jahr fuhr eine kleine Butzbacher Delegation zu unserer heutigen Partnerstadt bei Paris. Das war auch der erste „Einsatz“ von Christiane Galle, die mit ihrer französischen Vergangenheit für die Butzbacher Repräsentanten eine willkommene Übersetzerin war – nicht nur der Sprache, sondern auch der Kultur. Seitdem begleitet sie im Vorstand des Städtepartnerschaftsvereins die Beziehung zu Saint Cyr bis heute. „Ohne ‚Madam Galle‘ hätten die Begegnungen nicht in diesem Rahmen stattfinden können“, erinnert sich Merle. Darüber hinaus hat sie mit der Gründung des Deutsch-Französischen Kulturforums und ihren Veranstaltungen und Vorträgen die Butzbacher „immer wieder für die französische Kultur interessiert und begeistert“. Mit dem von ihr veranstalteten „Weißen Picknick“, wie es in Paris auf der Champs Élysée zelebriert wird, habe sie ein Stück des europäischen Gedankens nach Butzbach gebracht.
Karel Hermann überraschte Merle und die Festgesellschaft dann mit der Überreichung des Ehrenbriefes seiner Stadt Teplá. „Der Bürgermeister der Stadt Teplá spricht Herrn Michael Merle seinen Dank und seine Anerkennung für sein herausragendes Engagement und seinen persönlichen Einsatz sowie für seinen großen Beitrag zu den lebendigen, freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Bürgern der beiden Städte aus“, würdigte Hermann die Leistungen Merles. Hermann war selbst sehr ergriffen, dass ihm teilweise fast die Stimme versagte.
Auch die Vertreter der Stadt Butzbach hatten eine Überraschung für die Gäste aus Teplá parat und enthüllten aus dem Geschenkpapier ein Original-Ortseingangsschild von Butzbach. Und da die Wiesentaler sich vor allem mit Wiesental identifizieren, kam noch ein zweites dazu mit dem Hinweis auf den südlichsten Stadtteil.






Bürgermeister Michael Merle. Vera Mikova übersetzte die Laudatio.
Pressebericht und Fotos: Rüdiger Fanslau