200 Menschen waren von den Führungen begeistert
Auf Grund der großen Nachfrage zum Thema jüdische Geschichte in Pohl- und Kirch-Göns, mit Besichtigung der historischen Synagoge in Pohl-Göns, wurden am Sonntag, dem 02.02.2025 zwei weitere Führungen angeboten. Insgesamt haben an den vier durchgeführten Führungen 200 interessierte Bürgerinnen und Bürger teilgenommen. Heimatforscher Werner Reusch ist nach seiner Begrüßung im Bürgertreff zunächst noch einmal auf die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch Soldaten der Roten Armee eingegangen und erwähnte stellvertretend für die ehemalige jüdische Gemeinde von Pohl- und Kirch-Göns das Schicksal von Nathan Albert Meier und seiner Frau Jenni aus der Hauptstr. 38 in Kirch-Göns, die beide in Ausschwitz ermordet wurden. Auch informierte er über das Schicksal von Johanna Kahn und Klara Simon, für die vor dem Rathaus Pohl-Göns Stolpersteine verlegt sind. Ganz bewusst ließ Werner Reusch die Teilnehmer am Sonntag den Weg gehen, den am 3. Dezember 1926 die 23 Seelen große jüdische Gemeinde von Pohl-Göns und der umliegenden Ortschaften genommen haben, als sie den Baldachin mit einem Davidstern zur Synagoge getragen haben. Alle Ortsvereine nahmen daran teil, selbst die Kriegervereine von Pohl-Göns und Kirch-Göns sowie eine sehr große Gefolgschaft Pohl- und Kirch-Gönser Bürgerinnen und Bürger.
In der Gießener Straße gab es weitere Informationen zu drei Häusern, die einst in jüdischem Besitz waren, auch zur Mikwa, einem sogenannten Ritual- oder Tauchbad. Vor der Synagoge erinnerte Reusch an Elias Simon 1ter und seine Frau Lina, deren Anwesen neben der Synagoge in der Reichspogromnacht beschädigt wurde. Beide haben die Nacht völlig verängstigt außerhalb vom Dorf im Freien verbracht. Elias ist 1941 in Frankfurt gestorben, Lina wurde 1941 in Theresienstadt ermordet. Reusch berichtete, dass die Synagoge 1938 nicht angezündet wurde, aber alle Einrichtungsgegenstände im Hof der Familie Damm verbrannt wurden, konnten sich die Teilnehmer im Gebäude ein kleine Bilderausstellung ansehen und Fragen stellen. Dabei wurde mehrfach die weitere Vorgehensweise in Bezug auf die Erhaltung der Synagoge durch Stadt Butzbach angesprochen. Zum Schluss der Veranstaltung lauschen alle Anwesenden, was einst Zeitzeugen wie Reinhold Ruß, Elli Weber und Helmut Zörb, Werner Reusch geschildert hatten. Anschließend wurde es wie bei den vorhergehenden Führungen für alle noch einmal sehr ergreifend, als Reusch eines kleines originales Glaskristall vom ehemaligen zertrümmerten Deckenleuchter zeigte. Er wünschte sich von den Verantwortlichen des Gesamtprojektes Synagoge, sich bitte gemeinsam anzustrengen, dann könne man evtl. zum hundertsten Geburtstag der Synagoge, am 3. Dezember 1926, oder ein Jahr später, zum 777. Geburtstag von Pohl-Göns, das Licht eines neuen Leuchters einschalten und wie die einstige jüdische Gemeinde in den Sternenhimmel in der Synagoge schauen.
