Mitte August besuchte eine 38-köpfige Reisegruppe aus Butzbach die tschechische Stadt Teplá in Tschechien. Angeführt wurde die Reisegruppe von Bürgermeister Michael Merle, Stadtrat Bernard Dern mit seiner Frau sowie der Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins, Christine Borchers-Fanslau. Im November 2021 hatte der Bürgermeister von Teplá, Karel Hermann, bei einem Besuch im Butzbacher Stadtteil Wiesental die Einladung zum Blaskapellenfest seiner Stadt ausgesprochen.

Die Freude auf tschechischer und deutscher Seite war groß, als der Besuch Gestalt annahm: Die Feuerwehrkapelle Butzbach/Kirch-Göns mit ihrem Leiter Dr. Niels Janssen sagte ohne Zögern zu. Die Wiesentaler mit ihrem Ortsbeirat um Ortsvorsteherin Sabine Rotermund wollten die Gelegenheit nutzen, um in Teplá eine Ausstellung über den Butzbacher Stadtteil Wiesental zu präsentieren.

Die Ausstellung „Wiesental. Einst und Heute“, welche im Foyer des Rathauses Teplá ausgestellt wurde, zeigt die Geschichte und Entwicklung des heutigen Butzbacher Stadtteiles. Mit kritischem Abstand hat sich der Ortsbeirat von Wiesental unter der Leitung von Sabine Rotermund der reich bebilderten Präsentation der zweisprachigen Ausstellung angenommen. Unterstützt wurde das Team auf tschechischer Seite von der Übersetzerin Vera Mikova und dem Hobbyhistoriker und Förster Ludvic Polaček, der in Butzbach bereits zwei Ausstellungen gezeigt hat. Alle drei Ausstellungen dienen letztlich der Aufarbeitung der gemeinsamen leidvollen Geschichte. In Wiesental hatten sich seit 1948 vor allem Vertriebene aus dem Sudentenland, Böhmen und Mähren niedergelassen und eine neue Heimat gefunden. Heute werden die freundschaftlichen Beziehungen getragen von Zuwendung und menschlicher Wärme, herzlicher Offenheit und dem aufmerksamen Zuhören. Besonderen Einsatz für die Freundschaft zeigt seit 2015 das Ehepaar Inge und Horst Mauder. Nach jahrelanger Pause zwischen Teplá und Butzbach wurden 2013 die Beziehungen zu Butzbach von der damaligen Tepler Bürgermeisterin Jana Cizčova wieder aufgenommen. Auf Anregung von Bürgermeister Michael Merle wurden dann im Jahre 2015 mit einer Delegation aus Teplá die Butzbacher Ortsteile besucht, die Vertriebene in Butzbach aufgenommen hatten. In Wiesental war bei dieser Begegnung der „Funke“ übergesprungen. 

Im Rückblick auf die positive Entwicklung dieser Beziehungen sagte der Teplarer Bürgermeister Karel Hermann in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung: „Der Weg zu derartigen Begegnungen war lang und möglicherweise auch notwendig. Zur Anbahnung von Kontakten – und heute kann ich auch sagen, von Freundschaft – bedarf es immer Menschen mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Es ist wohl eine große Wahrheit, dass man einiges Unrecht zwischen Völkern und zwischen den einzelnen Menschen aufarbeiten und Zeit vergehen lassen muss. Nicht, weil es vergessen werden sollte, eher umgekehrt, damit es verschmerzt werden kann.“

Die Reisegruppe war außerdem zur feierlichen Glockeneinweihung eingeladen, die in der benachbarten Ägidiuskirche stattfand. Die Zeremonie gestalteten Bürgermeister Karel Hermann und der Abt des Prämontratenser Ordens Filip Zdeněk Lobkowicz.

Der Samstag stand dann ganz im Zeichen der Blaskapellen. Eröffnet wurde das Fest von der einheimischen Musikkapelle der Hasičanka, es folgten sechs weitere Kapellen, die mit Walzer, Marschmusik und Polkas traditionelle böhmische Musik zum Besten gaben und für beste und fröhliche Stimmung sorgten. Die Feuerwehrmusik Butzbach/Kirch-Göns spielte unter der Leitung der temperamentvollen und bestens gelaunten Dirigentin Petra Scholl nicht nur traditionelles, sondern brachte die Zuhörer mit gut ausgewählten Schlagerpotpouris zum Mitklatschen und begeisterten „Zugabe-Rufen“. Der Moderator Thomas Bier aus Kirch-Göns bedankte sich herzlich für die Einladung. Das mitgebrachte Bier aus einer privaten Brauerei in Maibach wurde als Geschenk übergeben und sorgte unter den Freunden der Hasičanka für beste Laune.

Da die Gastgeber auch noch eine Führung durch die benachbarte Stadt Marienbad mit kundigem Gästeführer organisiert hatten, haben sich für alle Teilnehmer neue Horizonte eröffnet. Marienbad wurde durch die Initiative des Prämontratenser Abtes Karl Reitenberger aus Telpá gegründet und gehört seit 2021 zum UNESCO Welterbe der bedeutenden Kurstädte Europas.

Thomas Bier sprach im Namen der Kapelle auch die Einladung zur Feier des 100-jährigen Bestehens der Feuerwehrmusikkapelle Butzbach Kirch-Göns und zum 1250-jährigen Stadtjubiläum Butzbachs im kommenden Jahr aus.